Alice Schwarzer in anderen Medien

Wien: Motiv und Herkunft der Täter

Artikel teilen

Frau Schwarzer, wo sind Sie, während Sie unsere Fragen beantworten?
Ich sitze in der EMMA-Redaktion im Bayenturm, einem modern ausgebauten mittelalterlichen Wehrturm mit Blick auf den Rhein in Köln. Zum Bahnhofsvorplatz wäre es eine Viertelstunde zu Fuß, immer am Rhein lang. Ich persönlich wohne fünf Minuten entfernt vom Bahnhof.

Waren Sie von den Sex-Mob-Attacken in der Silvesternacht überrascht?
Ja, ich war sehr überrascht! Ich hatte bis dahin von bandenmäßig organisierten sexuellen Übergriffen in Deutschland noch nie gehört.

War es ein Fehler, Flüchtlinge als mögliche Täter sofort auszuschließen?
Vielleicht. Inzwischen zeichnet es sich ab, dass doch auch aktuelle Flüchtlinge mit auf dem Platz gewesen sind. Ich halte diese Frage allerdings nicht für kriegsentscheidend. Klar ist, dass es, nach allen Zeugenaussagen, „Männer nordafrikanischer und arabischer Herkunft“ waren.

Haben jene Recht, die meinen, die Herkunft der Täter tue nichts zur Sache?
Das ist natürlich sehr borniert, so etwas zu sagen.Wir haben es hier anscheinend mit einem organisierten, abgesprochenen Vorgehen einer Gruppe zu tun.Und diese Gruppe verbindet ihre Herkunft, es sind Nordafrikaner bzw. Araber und ihre Söhne.

Was sind das für Männer, die so etwas tun?
Die jungen Männer, die vermutlich nicht selten schon in Deutschland geboren sind, kommen aus Familien, in deren Herkunftsländern die Frauen rechtlos sind – nach dem islamisch geprägten, geltenden Familienrecht Unmündige, die von ihren Vätern, Brüdern oder Ehemännern abhängig sind – und in denen Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Herrenrecht ist. Verschärfend hinzu kommen die Kriege und Bürgerkriege in diesen Ländern, die gerade die Männer brutalisiert haben: Sie selber sind Opfer gewesen oder Täter. Diese Familien hatten die Geschlechtertrennung, Sexismus und Antisemitismus im Gepäck. Doch wir haben im Namen einer falschen Toleranz und der „Religionsfreiheit“ nicht gegengehalten. Dabei hat ein solches Denken nichts mit Glaubensfragen zu tun – und selbst wenn:Die Menschenrechte gehen vor!

Warum haben die Frauen ihre Pfeffersprays nicht benutzt, warum haben sie nicht geschrien? Haben Sie eine Erklärung?
Es ist viel schlimmer: Die Polizei ist durchaus auch von einzelnen Frauen um Hilfe angefleht worden, war aber offensichtlich machtlos. Die 143 Polizisten auf dem Platz waren zu wenige gegen die 1000 zum Teil voll gewaltbereiten Männer. Ich vermute, die Beamten hatten selber Angst vor den enthemmten Gewalttätern.

Viele Opfer haben sich an EMMA gewandt, warum?
Klar, EMMA ist seit bald 40 Jahren die Adresse Nummer Eins in Deutschland bei Gewalt gegen Frauen. Und die kommt ja nicht nur von Arabern – die hiesigen Männer sind auch nicht ohne. Sie haben in den letzten Jahrzehnten allerdings dazugelernt – von uns Feministinnen.

Die Kölner Oberbürgermeisterin hat im Netz wegen ihrem „Armlänge“-Tipp Spott und Schimpfe geerntet. Zu Recht?
Das ist natürlich arg naiv. Verhaltensregeln sollten eher den Männern erteilt werden und nicht uns Frauen. Wir wollen schließlich nicht unter die Burka schlüpfen, um geschützt zu sein.

Kanzlerin Angela Merkel hat gemeint, der Rechtsstaat müsse harte Antworten liefern. Ist der Rechtsstaat dafür stark genug?
Das hoffe ich doch. Gleichzeitig hat die Silvesternacht in Köln deutlich gemacht, dass es schon rechtsfreie Räume gibt, und das nicht nur in Vorstädten oder dunklen Gassen, sondern sogar auf dem öffentlichsten Platz der Stadt. Das muss sich ändern. Und zwar rasch!

Die Attacken auf deutsche Frauen entzünden jetzt eine Debatte über Migranten. Ist das das Ende der Willkommenskultur?
Es ist gar so nicht falsch, dass über beide gleichzeitig geredet wird. Denn die Banden von Köln sind ja die Söhne einer früheren Einwandererwelle – und das Produkt einer gescheiterten Integration. Das darf nicht nochmal passieren. EMMA hat Forderungen zur Integration der Flüchtlinge veröffentlicht: Einen besonderen Schutz für die weiblichen Flüchtlinge und Kinder, Deutschkurse, Aufklärungskurse, Akzeptanz von Rechtsstaat und Gleichberechtigung – verbunden mit möglichen Sanktionen. Das muss jetzt endlich geschehen. Bei den neuen Flüchtlingen wie bei den früheren und ihren Kindern. Und auch die überwiegend orthodoxen und rückwärtsgewandten Islamverbände, die ja nur eine extreme Minderheit der Muslime organisieren, müssen endlich ihren verharmlosenden und propagandistischen Kurs ändern. Anstatt Verfassungsklagen für das „Recht“ von Mädchen auf den Ausschluss vom Schwimmunterricht oder von Lehrerinnen auf das Kopftuch in der Schule zu unterstützen bzw. anzuzetteln, sollten sie lieber für die Menschen- und Frauenrechte im Islam eintreten!

Was muss mit den vermeintlichen Tätern geschehen? Ist Abschiebung eine Lösung?
Ich schließe nicht aus, dass viele Täter der Silvesternacht sogar die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Dann kann gar nicht abgeschoben werden. Aber da, wo sie sie nicht haben, sollte man abschieben, ja.

Sie haben von falscher Toleranz gesprochen – was kann an Toleranz falsch sein und welche Grenzen hat „richtige“ Toleranz?
Es kann keine Toleranz für Intoleranz geben. Und wir dürfen auch unsere so hart errungenen Werte nicht infrage stellen lassen, wie den Rechtsstaat und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Da läuft die Grenze. Eine richtige Toleranz wäre die zum Beispiel in Glaubensfragen. Oder für Andersdenkende. Aber nicht für antidemokratisch oder gar kriminell Handelnde.

www.krone.at

Artikel teilen
Alice Schwarzer schreibt

Die Folgen der falschen Toleranz

Artikel teilen

Für die Glücklichen, die nicht dabei waren auf der Gang-Bang-Party rund um den Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht: Auf Focus Online steht ein Video, auf dem wir sehen können, wie junge Männer arabischer bzw. nordafrikanischer Herkunft Krieg spielen, mitten in Köln. Sie ziehen in Truppen über den Platz, bilden Fronten und feuern aus „Pistolen“ Feuerwerkskörper mitten in die Menge. Und keiner hindert sie daran.

Eine Gruppe von über tausend dieser jungen Männer hatte sich in der Silvesternacht vor der Kulisse von Bahnhof und Kölner Dom zusammengerottet. Vor Ort anwesend: 143 Polizeibeamte von der Kölner Polizei plus 50 Bundespolizisten im Inneren des Bahnhofs. Schließlich gab es in ganz Europa Terrorwarnungen und gelten Hauptbahnhof und Dom als besonders gefährdet. Doch der Terror kam (noch) nicht aus der Kalaschnikow oder von Sprengstoffgürteln, er kam aus Feuerwerkspistolen und von Feuerwerkskrachern. Und von den grabschenden Händen der Männer. Die Jungs üben noch.

Hunderte Übergriffe.
Die Polizei hat
nichts gesehen

Ein traditionell fröhlicher Anlass kippte in den Horror. Mittendrin etwa 200 Polizeibeamte in Uniform wie Zivil. Doch die hatten angeblich von den hunderten von Übergriffen nichts gemerkt. Am Tag nach der dramatischen Nacht hatte die Kölner Polizei sogar eine Pressemitteilung herausgegeben, in der behauptet wurde, die Nacht sei „friedlich und fröhlich“ verlaufen. Der Polizeipräsident war angeblich ganz „überrascht“, als in den Tagen darauf Anzeigen eingingen, bisher 553 (Stand 12. Januar), davon rund 249 wg. sexueller Gewalt, Tendenz steigend. Die Männer sollen im Alter von 18 bis 35 gewesen sein. Sie haben sich auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz aufgeführt wie auf dem Tahrir-Platz in Kairo.

Wie viele dieser Anzeigen von Frauen kommen? Dazu konnte die Kölner Polizei auch Tage danach auf ihrer Pressekonferenz nichts sagen. Sie hatte wohl noch nicht die Zeit, die Anzeigen nach Geschlecht auszuwerten.

Da stellen sich eine Menge Fragen. Erstens: Wieso kriegt die Polizei nicht mit, wenn sich 1.000 überwiegend gewaltbereite und kriminelle Männer (darunter polizeibekannte Intensivtäter) am Hauptbahnhof verabreden und dort zusammenrotten? Zweitens: Warum schreitet die Polizei nicht schon ein, wenn diese Männer Feuerwerkskörper auf Menschen ballern, was ja lebensgefährlich sein kann, und verhaftet die Täter? Drittens: Wie ist es erklärbar, dass hunderte von Frauen unter den Augen eines so massiven Polizeiaufgebotes sexuell belästigt werden?

Köln ist kein
Einzelfall.
Jung-Männer-Rudel allerorten

Nimmt die Polizei sowas nicht so ernst? Oder hatte die Polizei Angst vor den Tätern: 1000 gegen 200? Und waren die Beamten im Einsatz danach zum Vertuschen verdammt worden? Hat der deutsche Staat also punktuell sein Gewaltmonopol schon verloren und gibt es längst rechtsfreie Räume, auch mitten in Deutschland?

Nachdem der Kölner Polizeipräsident zunächst behauptet hatte, unter den Randalierern seien keine Flüchtlinge gewesen, sickerte eine Woche nach den dramatischen Ereignissen durch: Es waren sehr wohl auch syrische Flüchtlinge unter den 80 an diesem Abend kontrollieren Männern. Wie viele, das ist noch nicht bekannt. Doch die Mehrheit waren vermutlich die Flüchtlinge von gestern bzw. Migranten und ihre Söhne. Die träumen davon, Helden zu sein wie ihre Brüder in den Bürgerkriegen in Nordafrika und Nahost – und spielen jetzt Krieg mitten in Europa.

Diese jungen Männer sind das triste Produkt einer gescheiterten, ja nie auch nur wirklich angestrebten Integration. Sie sind das Produkt einer falschen Toleranz, in der fast alle - Menschen, Medien, Kirchen und Politik - unsere Demokratie, unseren Rechtsstaat, unsere Gleichberechtigung infrage stellen, ja mit Füßen haben treten lassen, zugunsten „anderer Sitten“ bzw. einer ominösen „Religionsfreiheit“ – in deren Namen man Parallelwelten entstehen ließ und nicht auf Integration bestand. Als hätte dieser Fanatismus etwas mit Glauben zu tun.

Die Kölner Horror-Nacht scheint kein Einzelfall zu sein. Aus zahlreichen Städten wird jetzt von Jung-Männer-Rudeln berichtet, die Frauen wie Männer überfallen, um zu stehlen und Frauen zu erniedrigen. Allein in Hamburg gingen 70 Anzeigen ein wegen sexueller Gewalt in der Silvesternacht. Einmalig ist allerdings, dass aus einer „Gruppe“ von 1000 Männern so ein Terror kommt. Jeweils 20 bis 40 Männer umringten die Frauen und malträtierten sie.

Da stellt sich die Frage: Was haben diese 1000 Männer gemein? Wie haben sie kommuniziert? Auf welchen Kanälen und Plattformen? Woher kommen sie? Haben sie sich verabredet? Es ist kaum zu verstehen, dass die Polizei das bisher nicht herausfinden kann. Und mit welchen Konzepten wollen Polizei und Politik jetzt darauf reagieren? Es eilt!

Auch diese
jungen Männer
hätten eine
Chance verdient!

Als EMMA in der November/Dezember-Ausgabe 2015 einen Forderungs-Katalog zum Schutz weiblicher Flüchtlinge und Kinder sowie zum Respekt männlicher Flüchtlinge vor Rechtsstaat und Frauenrechten in Deutschland veröffentlichte, hagelte es mal wieder die seit 30 (!) Jahren vertrauten Rassismus-Vorwürfe seitens der üblich Verdächtigen. Ein Spiegel-Kolumnist ging sogar so weit, mich des „Rassismus“ zu bezichtigen, weil ich mir erlaubt hatte, auf den traditionellen, eingefleischten „Antisemitismus und Sexismus“ vieler Männer aus der arabischen und muslimischen Welt hinzuweisen.

Nun, wir können auch weiterhin die Augen verschließen und so tun, als gäbe es diese Probleme nicht. Die fatalen Folgen dieser Ignoranz erleben wir nicht erst seit heute. 

Und übrigens, kleiner Hinweis an die selbstgerechten „Anti-Rassisten“ vom Dienst: Mit dem blauäugigen Import von Männergewalt, Sexismus und Antisemitismus gefährden wir nicht nur unsere eigene Sicherheit und Werte; wir tun auch diesen verrohten jungen Männern unrecht, die ja nicht als Täter geboren sind. Sie sind geprägt von den Erfahrungen eines traditionell gewalttätigen Patriarchats innerhalb der Familie sowie der Bürgerkriege auf den Straßen, was sie zu Tätern wie Opfer gemacht hat. Wenn wir sie nun bei uns aufnehmen, haben auch sie das Recht darauf, eine Chance zu bekommen: die Chance, anständige Menschen zu werden. Was allerdings ebenso die Pflicht zur Integration bedeutet.

Alice Schwarzer

Aktualisiert am 12. Januar 2016

Weitere Texte von Alice Schwarzer
Berlin: Hier irrt die Kanzlerin
Die Gotteskrieger - und die falsche Toleranz
Gegen die große Verschleierung
Für Integration - gegen Islamismus
Iran: Die Betrogenen

 

Weiterlesen
 
Zur Startseite