Alice Schwarzer schreibt

Obama & Erdogan: eine Katastrophe!

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Kommen die Amerikaner denn nie zur Besinnung? Seit rund 30 Jahren tragen sie – auf unterschiedlichste Weisen und mit vielfältigen Motiven – zum Erstarken der islamistischen Gotteskrieger bei. Und jetzt planen sie einen neuen Coup. Der wird ihnen zwar Militärbasen dicht beim Iran bescheren – aber die Islamisten in Nahost weiter stärken. Amerika will gemeinsam mit der Türkei den „IS bekämpfen“, in Irak wie Syrien. Denselben IS, den eben diese Türkei bis vor kurzem nicht nur hat wüten lassen von ihrem Terrain, sondern vermutlich auch direkt mit Waffen ausgestattet.

Doch die Gotteskrieger vom „Islamischen Staat“ scheinen dem Gotteskrieger Erdogan jetzt über den Kopf zu wachsen. Nun versucht er, sie mit Hilfe Amerikas in Schach zu halten. Ein bisschen. Denn die „IS-freie Zone“, ein Streifen von 90 Kilometern in Syrien entlang der türkischen Grenze, soll sodann von sogenannten „gemäßigten Rebellen“ kontrolliert werden. Dabei weiß jeder, dass die Grenzen zwischen den „Gemäßigten“ und den „Radikalen“ fließend sind und am Ende immer die bestens organisierten und munitionierten Radikalen siegen.

Seit Jahrzehnten fördern die USA das Erstarken der Islamisten

Die Türkei wird die amerikanische Rückenstärkung vor allem nutzen, um in einem ersten Schritt die Kurden plattzumachen und in einem zweiten den syrischen Staatschef Assad. Das wäre dann der fünfte, zwar autokratische, aber immerhin weltliche Herrscher, der mit militärischer oder propagandistischer Hilfe des Westens in Nahost und Nordafrika gestürzt wird: nach Saddam Hussein im Irak (2003, Sturz durch westliche Bombardierung), Zine el-Abidine Ben Ali in Tunesien (2010, Sturz durch den sogenannten „Arabischer Frühling“), Muhammad Husni Mubarak (2011, Sturz durch den „Arabischer Frühling“) und Muammar al-Gaddafi in Libyen (2011, Sturz durch westliche Bombardierung).

Ägypten und Tunesien versuchen gerade mühsam - nach einem Zwischenspiel islamistischer Staatschefs - der islamistischen Terroristen Herr zu werden und führen dazu die alten autoritären Verhältnisse wieder ein. Irak und Libyen sind im Chaos versunken und zum Spielball der Islamisten geworden. Sie ringen mühsam ums Überleben. Jetzt also auch noch Syrien.

Gewiss, Baschar Al Assad – der aus London zurückgekehrte Augenarzt, der nach dem Unfalltod seines älteren Bruders als zweiter Sohn überraschend die Macht von seinem diktatorischen Vater übernehmen musste – hat die so dringlich nötigen Reformen nicht so rasch und konsequent umgesetzt, wie sein Volk gehofft hatte. Also hätte der Westen, wenn er es denn ernst gemeint hätte, die demokratische Opposition innerhalb Syriens stärken müssen. Damals, als die noch existierte und Religion Privatsache war und die Gotteskrieger das Land noch nicht in Geiselhaft genommen hatten.

Warum stärkte der Westen nicht demokratische Kräfte?

In all diesen Ländern hat der Westen – unter Anstiftung Amerikas – den tödlichen Fehler gemacht, die weltlichen Autokraten zunächst gewähren zu lassen. (Und gleichzeitig hat er kräftig Geschäfte mit ihnen gemacht. So wie bis heute mit dem Gottesstaat Saudi-Arabien, dem Hauptgeldgeber der islamistischen Terroristen, und demnächst wieder mit Iran.) Und dann hat der Westen plötzlich zur Destabilisierung beigetragen – indem er die falschen Oppositionellen unterstützt oder gar einen Krieg angezettelt hat. Und das selten aus den vorgeschobenen Motiven, und schon gar nicht wegen der so gern angeführten Frauenrechte. Geopolitische und wirtschaftliche Gründe waren meist entscheidend. In das Desaster der kopflos gewordenen Länder stießen sodann die Gotteskrieger: mit Zuckerbrot und Peitsche.

Angefangen hatte die fatale Doppelstrategie des Westens in Bezug auf den politisierten Islam in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre mit dem „Grünen Gürtel“. Den legten die Amerikaner um die süd-westliche Grenze der Sowjetunion. Um die russische Weltmacht zu Fall zu bringen, rüsteten sie die Taliban in Afghanistan ebenso auf wie die Gotteskrieger in Tschetschenien. Der Plan ging auf.

Es folgte 2003 die Entmachtung und Ermordung von Saddam Hussein, der kurz zuvor noch bei Hofe verkehrt hatte. Ganz wie Gaddafi in Libyen. Letzter war allerdings nicht nur ein Terrorist, u.a. verantwortlich für blutige Anschläge in Europa. Gaddafi war gleichzeitig der Wüsten-Prinz, der selbsternannte „König der Könige von Afrika“, der über Jahrzehnte von dem schwarzen Kontinent bewunderte Rebellenführer. Gaddafi hatte die Eigenständigkeit von Afrika im Visier, inklusive einer ökonomischen Eigenständigkeit mit eigener Währung, unabhängig vom Dollar. Und er war ein Gegner des Rassismus.

Heute werden die Schwarzen von weißen Libyern ins Meer geworfen oder auf Boote Richtung Europa gestoßen. Europas Flüchtlingsproblem würde so nicht existieren, wenn die Menschen heute nicht vor den Gotteskriegern und ihren Folgen fliehen müssten.

Erdogans Plan: der Kampf gegen die Kurden und der Sturz Assads

Und es werden zweifellos noch mehr werden. Denn die Herrschaft der Islamisten in Nahost und Afrika wächst. Geht Erdogans Plan auf, wird er nicht nur die (weltlichen) Kurden plattmachen, sondern endlich auch den gehassten Konkurrenten Assad zum Teufel jagen. Der Weg zur Islamisierung Syriens wäre bei einem Sieg des Bündnisses Obama/Erdogan frei. Und aus dem einst zwar autokratisch, aber immerhin weltlich regierten Land würde dann ein Gottesstaat.

Und die Türkei? Erdogan hatte schon als Bürgermeister von Istanbul 1998 im Gefängnis gesessen: wegen islamistischer Umtriebe. Da hatte noch das Militär das Sagen. Jetzt ist der – trotz oder wegen seiner offenen Islamisierung? – mehrheitlich gewählte Gottesstaatler am Drücker.

Erdogan wird nicht nur die Türkei weiter Richtung Gottesstaat treiben, sondern auch versuchen, in der Region die Nr. 1 zu werden. In nicht allzu weiter Ferne würden dann TürkInnen nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kommen, sondern auch aus politischen. Allen voran die Frauen.

Amerika und seinen Verbündeten sei Dank.

Alice Schwarzer

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Alice Schwarzer (Hg.): "Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz" (2002) und "Die große Verschleierung - für Integration, gegen Islamismus" (2011), beide bei KiWi. mehr

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Alice Schwarzer schreibt

Bomben auf Bagdad

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In den ersten 16 Tagen fliegen sie genau 44.000 Bombereinsätze, jede Minute einen, flächendeckend, so wie damals in Vietnam, und zum Teil mit den gleichen Flugzeugtypen. Allein in der ersten Nacht fallen mehr Bomben auf Bagdad als auf Dresden im ganzen Zweiten Weltkrieg. Am 22. Tag legen sie die dritte Brücke über den Euphrat in Schutt und Asche - am hellichten Nachmittag und just in dem Moment, in dem dort die Männer auf dem Nachhauseweg sind, die Frauen einkaufen und die Kinder spielen. Allein diese Brücke begräbt Hunderte von Toten unter sich. Gegen Ende der dritten Kriegswoche sprechen Experten von mindestens 30.000 Toten - die Verletzten, Hungernden und Heimatlosen, die verendeten Tiere und die zerstörte Natur nicht mitgezählt.

Und das ist erst der Anfang. „Abschneiden und vernichten", so lautet die Parole von „Stormin Norman", dem kriegsführenden US-General Schwarzkopf. Nur drauf mit der westlichen Wunderwaffe auf den arabischen Untermenschen! Das macht Spaß. Mordsspaß.

Wie sie so war, die erste Bombennacht? „Phantastisch! Wie Weihnachten ... Aber jetzt geh' ich erst mal frühstücken, und dann mach' ich wieder meinen Job" (ein britischer Bomberpilot nach seinem ersten Einsatz über Bagdad). Was vom Feind zu halten ist? „Es ist so, wie wenn man nachts das Licht in der Küche anknipst: die Kakerlaken fangen an zu rennen, und wir töten sie" (US-Luftwaffenkommandeur Dick White nach den ersten Luftangriffen auf die irakischen Bodentruppen). Und warum das alles? „Wir sind hier nicht nur wegen der Benzinpreise. Wir legen die Zukunft der Welt für die nächsten 100 Jahre fest" (US-Hauptfeldwebel J. Kendall).

So ist es, Colonal Kendall. Hier geht es nicht um die Befreiung Kuwaits. Hier geht es um die Eroberung der Welt. Drei Lektionen sollen der Welt dabei eingebombt werden. Erstens: Die USA sind im nächsten Jahrhundert die Führungsmacht. Zweitens: Der Westen hält die Kontrolle über die arabischen Ölfelder. Drittens: Der weiße Mann bleibt der Größte.

Seit dem 17. Januar 1991 befinden wir uns im 3. Weltkrieg. Gute Gründe dafür hat der Aggressor en masse.

Nach Auflösung der Ost-West-Blöcke, deren Satelliten die Dritte-Welt-Länderwaren, gutes, die Welt neu aufzuteilen. Der (ex)kommunistische Teufel hat seine Fratze abgelegt und versucht mitzufahren auf dem Karussell der ganz und gar freien Marktwirtschaft. Neue Feindbilder müssen her. Denn nur so kann die pathologisch patriarchalische Weltordnung weiterfunktionieren, die vom Oben-und-Unten, vom Wert-und-Un-wert, vom Gut-und-Böse. Da bietet sich dem nordischen Herrenmenschen der südliche Bastard an: Schwarze, Asiaten und Araber. Letztere sind eh noch vom Stiefeltritt der weißen Kolonialherren, gebeugt.

Und neue Märkte könnten auch nichts schaden. Am liebsten solche, die man erst für Milliarden aufrüstet, dann für Milliarden zerbombt und sodann für Milliarden wieder aufbaut (Allein für den Wiederaufbau von Kuwait werden 90 Milliarden Dollar geschätzt - dreimal dürfen wir raten, wer daran verdienen wird...).

Der Konflikt entzündete sich nicht zufällig in einer Region der Dritten Welt, in der das meiste Öl gepumpt wird. Und er entzündete sich nicht zufällig an einer Nahtstelle: hier prallen Norden und Süden aufeinander, Christen und Moslems, Abendland und Morgenland. Das ist in der Tat ein „Krieg der Kulturen". Bagdad ist eine Wiege der morgen- und der abendländischen Kultur. Hier erzählte einst Scheherazade 1001 Nacht lang dem mächtigen Harun al Raschid Geschichten, um ihren Kopf zu retten. Und hier reichte Eva Adam den Apfel. Der Irak, so will es die alttestamentarische Legende, ist das Gebiet, auf dem einst das Paradies lag.

Jetzt werden die Menschen dort ein zweites mal vertrieben. Aber diesmal hat Gott offensichtlich nicht die Hand im Spiel. Diesmal sind es die Herren der Welt, die uns zeigen, wozu so ein echter Mann noch fähig ist. Und bevor' sie in ihre mit Computern und Videokameras ausgerüsteten Cockpits steigen und aus ihren Spielchen blutiger Ernst wird, nehmen sie einen letzten Schluck Cola und machen sich im Wüstenzelt mit Porno-Videos scharf (diese Information sickerte durch, obwohl die Militärzensur sie gerne als zu „unangenehm" unterdrückt hätte).

Ansonsten hält es sich in Grenzen mit dem Sickern. Nicht nur das ZDF, dessen Chefredakteur Bresser noch am Tage vor dem Krieg live gestand, er habe „Angst", ist längst zum Propagandasender der USA verkommen. Die Medien liefern uns seit Wochen einen sauberen Krieg. Das Fernsehen feiert Triumphe über das Kino. Kein Kriegsfilm ist so spannend, wie die Nachrichten von CNN es sind.

Alltäglich feiert der Männlichkeitswahn 24-Stunden-Orgien. Und die sich Bekriegenden stehen sich wenig nach in Sachen Selbstgerechtigkeit, Nationalismus und Blutrünstigkeit. Nur einen kleinen Unterschied gibt es da: Bush scheint stärker - darum hat auch er den Krieg gewollt. Und da Manipulation und Meinungsmache in diesem Punkt so extrem sind, lohnt es sich, kurz an die Vorgeschichte dieses Krieges zu erinnern.

Solange Saddam Hussein Krieg gegen den fundamentalistischen Iran führte (von 1980-1988), war er der Darling von Ost und West. Wie grausam der pseudo-sozialistische Militärdiktatur dabei gegen seine Feinde drinnen und draußen vorging, dass er Oppositionelle folterte und Kurden wie Iraner mit Giftgas erstickte - das störte in all diesen Jahren nicht nur keinen, es galt sogar als förderungswürdig. Der Irak wurde von der Sowjetunion wie vom Westen kräftig aufgerüstet - zur viertstärksten Militärmacht der Welt! Allein in der Bundesrepublik kaufte Saddam Hussein im vergangenen Jahr Waren im Werte von über einer Milliarde DM - und die Bundesregierung übernahm dafür die Bürgschaft (was heißt, deutsche Steuerzahler sind dran).

Nach Beendigung des Iran-Krieges blieb der Irak hochverschuldet zurück. Aber die Gläubiger, darunter die Golfstaaten, drängten auf Zahlung. Am 25. Juli 1990 ließ Saddam bei der amerikanischen Botschaft in Bagdad vorfühlen, wie die USA wohl auf seinen Einmarsch in Kuwait reagieren würden. Die inzwischen vielzitierte Antwort der US-Botschafterin April Glaspie lautete: „Unsere Seite hat keine Meinung zu innerarabischen Konflikten."

Damit war Saddam grünes Licht gegeben zur Besetzung seines Nachbarn, der ihm schon lange ein Dorn im Auge war, aus drei Gründen: Weil Kuwait eigentlich, wie die Iraker meinen, zum Irak gehört (die Grenzen wurden 1921 von den Kolonialherren so gezogen, dass sie via Ölscheichs die Petrol-Kontrolle behielten). Weil Kuwait nun auch noch unter der Erde die auf irakischem Boden liegenden Ölfelder anzapfte. Und weil der Irak dick in der Kreide stand bei seinem reichen kleinen Bruder, dessen Bruttosozialprodukt das Achtfache, dessen Einwohnerzahl aber nur ein Achtel beträgt.

Am 2. August 1990 marschierte Saddam Hussein in Kuwait ein - und saß damit in der Falle. Denn ab jetzt gaben die USA ihm nicht mehr die geringste Chance zu einem Kompromiss. Sie waren, darauf deuten einfach alle Informationen, von Anfang an zum Krieg entschlossen! Dass sie so schlecht verhandelten, lag nicht etwa am Ungeschick der amerikanischen Diplomatie, sondern an der Absicht der Regierung. Die wusste nur zu gut, dass der von ihr geforderte demütigende totale Rückzug Saddams ohne jede amerikanische Konzession für den Araber einfach unmöglich war. Am 17. Januar eröffneten die Amerikaner ihren „Blitzkrieg".

Zwölf Tage später hielt der Präsident eine denkwürdige Ansprache zur „Lage der Nation". Bush wörtlich: „Heute abend trete ich vor dieses Haus und vor das amerikanische Volk mit einem Aufruf zur Erneuerung." Denn „auf dem Spiel steht mehr als ein kleines Land, es ist eine große Idee, eine neue Weltordnung, in der unterschiedliche Nationen in einer gemeinsamen Sache zusammenstehen." Unter Führung der USA, denen sich nur noch die Bush-Frage stellt: „Wer von unseren Bürgern wird uns in das nächste amerikanische Jahrhundert führen?"

Bürger Norman Schwarzkopf zum Beispiel. Er ist sozusagen schon familiär vorbelastet. Sein Vater, so berichtet Time, brachte als CIA-Mann den Vater des Schahs von Persien an die Macht und baute den folternden Polizeiapparat des letzten Schahs auf. Schon als zehnjähriger Militärkadett träumte Norman jr. davon, ein „zweiter Alexander der Große" zu werden und sein Vaterland in „die Schlacht aller Schlachten" zu führen. Gesagt, getan.

Ihm gegenüber steht ein Feldherr, der „die Mutter aller Schlachten" führt. Saddam Hussein nämlich war inzwischen auch nicht faul. Der einst „sozialistische" Staatschef hat sich neuerdings zu einem muslimischen Führer gemausert und offeriert sich den gedemütigten Arabern als Rächer gegen die verhassten Imperialisten. Mit Erfolg. Die absolute Mehrheit aller Araber, Männer wie Frauen, steht heute hinter Saddam Hussein.

Dieser Mann, der für die überheblich-rassistischen Westler ein „Irrer", ein „Satan", ja sogar ein „zweiter Hitler" ist, ist für die verzweifelten Araber ein Held. Und das nicht nur in den Augen des verführten Volkes, sondern auch in denen der kritischen Intellektuellen.

Immerhin tröstlich, dass es außerhalb dieser Kreise mehr und mehr Deutsche gibt, die das so nicht mehr mitmachen wollen. Vor allem die Jungen (inklusive unserer so sympathisch „unmännlichen" Soldaten!) und die Frauen wollen diesen Krieg nicht! Sie erteilen der martialischen Kriegshetze der Konservativen und den intellektuellen Winkelzügen des 68er Establishments eine klare moralische Absage. Denn für sie, für uns gibt es keinen gerechten Krieg! Es gibt nur ungerechtfertigtes Leid!

Aber was ist mit Israel? Richtig, das ist ein Argument, das gerade uns Deutsche angeht. Schließlich ist die Existenz des jüdischen Staates nicht zuletzt Resultat der Ermordung sechs Millionen jüdischer Menschen, im Namen des Deutschtums. Nur dürfen wir gerade jetzt eines nicht vergessen: Wir Deutsche sind in bezug auf Israel Täter, die Araber jedoch sind Israels Opfer. Sie waren es, die einen Teil ihres Landes räumen mussten für die vor dem weltweiten Antisemitismus flüchtenden Juden.

Nicht nur darum wäre es von Anfang an klug gewesen, den Judenstaat auf die Koexistenz mit den dort lebenden Arabern aufzubauen. Viele Israelis und Juden in aller Welt haben das so gewollt (und wollen es noch). Leider aber haben die Falken auch   in Israel gesiegt. Seit langem hat Israel eine Rechtsaußen-Regierung, die täglich neues Öl auf den lodernden Hass der Araber gießt. Sollte die Existenz Israels darum eines Tages wirklich gefährdet sein - was schrecklich wäre! - so wäre das vor allem diesen Falken, den Schamirs, den Bushs und den Schwarzkopfs zu verdanken.

„Die Welt steht hinter uns", verkündete Bush an dem Tag, an dem er den Krieg erklärte. Welche Welt steht hinter Bush? Die der Milliarde Moslems (ein Fünftel der Weltbevölkerung - davon allein in der Sowjetunion 50 Millionen!)? Die der Milliarden Schwarzen, Asiaten und Südamerikaner? Wer ist hier „wir"? Und wer sind „die anderen"?

Im Golfkrieg fließen die beiden großen Ströme der Menschenverachtung zusammen: Rassismus und Sexismus. Beide haben dieselbe Quelle, beide funktionieren nach denselben Mustern: Indem ein Mensch sich über den anderen erhebt, sich zum Mittelpunkt der Welt, zum Maß aller Dinge macht - und sein Gegenüber als „das Andere" definiert, als minderwertig, als Untermensch.

Die Lage der Frauen in den islamischen, zum Fundamentalismus neigenden Ländern war schon vor Beginn des Krieges dramatisch, Jetzt aber werden die gedemütigten Moslems ihren Hass noch mehr auf den eigenen Frauen abladen - und auch das ist mit die Schuld der weißen Herren.

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