Alice Schwarzer schreibt

Besinnung auf der goldenen Shwedagon

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Jetzt endlich scheint die lang ersehnte Reform in Gang zu kommen, von innen. Wenn das klappt, ist es ein Glück für die Burmesen. Denn sie wollen weder von ihrem großen Bruder, den Chinesen aufgekauft werden (halb ist das leider schon geschehen), noch von den Amerikanern „befreit“ werden (wohin das führt, haben wir zu oft erlebt). Also: die Sache selber in die Hand nehmen!

Was wird nach der Öffnung bleiben von Burma? Die Männer in Röcken und die Frauen und Kinder mit weißem Tanaka im Gesicht werden wohl weniger werden. Leider. Der Verlust des Spezifischen ist der Preis des Fortschritts in einer globalen Welt. Aber noch ist das Land am Ayerwaddy staunenswert und thront die Shwedagon Pagode golden über der Stadt. Von den vom Buddhismus durchdrungenen Burmesen allerdings wird sie eigentlich unheilig, alltäglich behandelt: Die verbringen dort ihre Freizeit, schwatzen, essen und gießen das glücksbringende Wasser über die Köpfe ihrer Geburtstiere (Elefanten oder Ratten, z.B.). Doch gerade darum lädt der Ort zur Besinnung ein.

Die kann ich nach dem turbulenten vergangenen Jahr bestens gebrauchen. Wobei ich mich nicht beschweren kann. Mein „Lebenslauf“ ist so geworden, wie ich gehofft hatte – und siehe da: nicht nur die Menschen, nein, auch die KritikerInnen können etwas damit anfangen. Das ist mehr, als ein Autor, eine Autorin hoffen darf.

Auch die Lesungen meiner Autobiografie machen mir Spaß. Darum werde ich im Frühling noch mal auf Lesereise gehen. Nicht nur, aber überwiegend in Universitätsstädten. Denn nicht nur meine Generation, sondern gerade auch die jungen Frauen scheinen mit meinem „Lebenslauf“ viel anfangen zu können. Es sieht ganz so aus, als ob mein Leben sie ermutigt, das Ihre verstärkt in die Hände zu nehmen. Das freut mich.

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