Ich habe Alice Schwarzer getroffen

"Du kannst alles schaffen!"

Von links oben: Josephine, Justin, Alice, Katharina, Theresia, Henriette Emma, Charlotte, Eufemia und Fidelia.
Artikel teilen

Ich stecke zwar gerade in den allerletzten Zügen für die nächste EMMA, habe aber mit Vergnügen alles stehen- und liegenlassen für den Besuch der Großfamilie von Josephine: Mutter Katharina (zweite von rechts) und Tante Theresia, sowie alle Geschwister und Cousinen (der Vater war verreist). Mutter und Tante lesen seit dem Alter von 12 Jahren die EMMA – und haben nie damit aufgehört.

Josephine habe ich kennengelernt, weil sie sich auf EMMAs Aufruf zum Studentinnen-Dossier gemeldet hat. Damals hatte sie uns ­geschrieben: „Wegen meiner Mutter habe ich angefangen, EMMA zu lesen. Und sie hat wegen ihrer Mutter damit angefangen. Meine Mutter achtet sehr darauf, dass mein jüngerer Bruder dieselben Aufgaben im Haushalt erledigt wie meine beiden Schwestern und ich.“ Und zu ihrer Tochter hat sie gesagt: „Es ist egal, dass du ein Mädchen bist. Und es ist egal, dass du dunkelhäutig bist. Du kannst alles schaffen!“

Sie ist erst 18 - aber studiert schon jetzt Medizin.

In der Tat, Josephine schafft alles! Sie ist erst 18, aber studiert – wie einst ihr Vater – schon jetzt Medizin in Düsseldorf. In ihren Semesterferien ist sie Praktikantin bei EMMA und fährt jeden Tag von Düsseldorf, wo sie noch bei ihren Eltern lebt, nach Köln. Bei EMMA telefoniert und ­recherchiert Josephine, als hätte sie nie etwas anderes gemacht, und holt sogar pünktlich das Essen – zur großen Zufriedenheit aller. Wir mögen uns gar nicht vorstellen, dass Josephine uns in nicht allzu großer Ferne wieder verlässt. Wie alle Praktikantinnen. Aber sicher werden wir auch mit ihr im Kontakt bleiben – wie mit allen (Ex)Praktikantinnen.

Der Vater von Josephine kommt aus Kamerun, das ist französischsprachig und darum haben alle Geschwister französische Namen. Der Vater hat die beiden Großen in den ersten fünf Jahren betreut, während er seine Doktorarbeit schrieb. Und so ist es auch für Sohn Justin ganz selbstverständlich, sich mit um die Kleinen zu kümmern. Alle zwei Jahre fährt die Familie nach Kamerun, damit sie nicht den Anschluss an ihre afrikanische Familie verliert.

„Ich bin noch nie offen diskriminiert worden“, sagt Josephine. „Aber die Parallelen zwischen Sexismus und Rassismus beschäftigen mich natürlich sehr.“ In der Schule war sie als die „Stufen-Emanze“ ­verschrien, weil sie empört ist über Pornografie und Prostitution. Bei EMMA ist Josephine mit ­dieser Haltung natürlich herzlich willkommen. Übrigens: Die kleinste Schwester von ­Josephine heißt Henriette Emma. EMMA zu Ehren.

Artikel teilen
 
Zur Startseite