"Der Kandidatin eine Absage erteilt"

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Meldung der Nachrichtenagentur AFP

Nach Überzeugung der Feministin Alice Schwarzer hat CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel bei der Bundestagswahl auch deshalb so schlecht abgeschnitten, weil sie eine Frau ist. Zwar habe Merkel Stimmen von Frauen aus anderen Lagern bekommen, sagte Schwarzer am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP in Köln. "Aber unter den zwei Millionen abgewanderten CDU/CSU-Wählern war sicherlich so mancher Macho, der auch der Kandidatin eine Absage erteilen wollte."

Das politische System funktioniere nach männlichen Spielregeln, die Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bestens beherrsche und die er ins Absurde steigere, sagte die "Emma"-Herausgeberin. "Das geht von der sonoren Stimmlage über die öffentliche Liebeserklärung an seine Frau im TV-Duell bis zu dieser 'Ein-Mann-sieht-Rot-Nummer am Wahlabend'." In diesen Sphären müsse eine Frau ihre Rolle erst erfinden. In der Berliner "Elefantenrunde" habe sich Merkel wesentlich besser geschlagen als ihr Kontrahent, sagte Schwarzer. "Schröder hat sich wie ein polternder Tyrann verhalten, der es so gar nicht gewöhnt ist, mit Frauen auf Augenhöhe umzugehen." Daneben habe die "empfindsame Sachbezogenheit" von Angela Merkel direkt wohltuend auf sie gewirkt.

Eine Niederlage der CDU-Chefin im Machtkampf um das Kanzleramt würde nach Ansicht der Frauenrechtlerin "als Niederlage einer Frau, schlimmer noch: als Niederlage aller Frauen interpretiert" werden. Darum wünsche sie sich, dass Merkel sowohl Schröder, als auch "die Männerbünde" innerhalb ihrer eigenen Partei überstehe.

AFP, 22.9.2005

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